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----------------------------------------------------------------------------- "NS-Historiker und gruene Ueberanpassung" Die Veranstaltung der Heinrich-Boell-Stiftung vom 5.3.99 ueber Historiker im Nationalsozialismus hat nicht nur inhaltliche Kommentare hervorgerufen, sondern auch Spekulationen darueber, warum sich manche Kollegen an dieser Tagung nicht beteiligen wollten. So auch auf H-Soz-u-Kult. Nachdem am 9.3.99 ein weiterer Bericht zu diesem Thema in der FAZ erschien (Juergen Kaube, In der Beraterfalle), schien es mir sinnvoll, in einem Leserbrief die Gruende fuer meine Nichtteilnahme oeffentlich auszusprechen. Nachfolgend moechte ich diesen Brief auch dem Leserkreis von H-Soz-Kult zur Kenntnis bringen. An die Herausgeber der FAZ: Da Sie in Ihrem Bericht ueber die Tagung der Boell-Stiftung zum Thema "Historiker und Nationalsozialismus" - ungewoehnlich genug - die Nichtteilnahme einiger Kollegen kommentieren und mir etwas drastisch eine quasi-politische Motivation unterstellen, moechte ich meine Absage wenigstens auf diesem Wege offenlegen. In der Tat war dies von vornherein keine wissenschaftliche Tagung, auf der unbekannte Forschungsergebnisse zu erwarten waren, sondern eine politische. Veranstalter war die Kulturstiftung der gruenen Partei, von der sich viele, darunter auch ich, eine kritische Haltung gegenueber verkrusteten Diskussionsstrukturen und akademischen Hierarchien erhoffen. Doch bei der Vorbereitung stellte sich heraus, dass die Boell- Stiftung keinerlei Konzept hatte, sondern lediglich ein "aktuelles Thema" medienwirksam aufbereiten wollte. Nachdem Goetz Aly und Hans Mommsen abgesagt hatten, weigerten sich die Veranstalter, als Ersatz entweder einen anderen ausgewiesenen Kritiker wie Karl-Heinz Roth einzuladen oder alle Referenten auf einem Podium miteinander debattieren zu lassen. Statt dessen durfte sich Hans-Ulrich Wehler, gewiss kein gruener Historiker, der bislang bei diesem Thema immer nur gebremst und alle Kritiker als "Moralisten" attackiert hatte, seinen Diskussionspartner fuer die Schlussrunde selber aussuchen. Das schien mir ein Kotau vor der Unvernunft der Hierarchie und eine Karikatur gruener Ueberanpassung, an der ich mich nicht beteiligen wollte. Die Debatte um die Mitschuld deutscher Historiker an der nationalsozialistischen Agressionspolitik ist zu wichtig, als dass man sie den "Meinungsfuehrern" dieser (meiner) Zunft ueberlassen sollte. Dr. Peter Schoettler, Berlin, 9. 3. 99 ___________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT@H-NET.MSU.EDU Redaktion: Email: hsk.redaktion@geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de ____________________________________________________
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