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Braucht die Germanistik eine germanistische Wende? Turns: Performative und postcolonial, translational, iconic oder pictorial, spatial, topographical oder material, pragmatic, emotional und cognitive, aural und visual ... -- seit es mit der "linguistischen Wende" in Mode kam, kulturelle Phänomene von den leicht zu übersehenden Bedingungen ihrer Vermittlung her in den Blick zu nehmen, vollzieht die Germanistik (wie andere Philologien) eine Wende nach der anderen. Ein Kurs scheint sich weder im Rückblick noch als Zukunftstrend abzuzeichnen: Während jede Wende mit dem Vergessen der Vorherigen erkauft wird und sich das Fach und seine Teildisziplinen aufzulösen scheinen, stellt sich manch einer die Frage, ob sich die Germanistik, zumal in einem zunehmend von korporativer Profilbildung und Stratifikation geprägten Wissenschaftsbetrieb, wieder mehr auf ihren "Kern" besinnen sollte, ob es mit anderen Worten einer -- traditionalistisch verstandenen -- germanistischen Wende der Germanistik bedarf. Andere halten, lange schon und auch heute noch, den Befund selbst für verfehlt: Verkennt der wohlfeile Spott über Erweiterungen, die Angst vor Überdehnungen des fachlichen Anspruchs nicht die gesellschaftlichen Hintergründe und legitimen wissenschaftlichen Gründe für immer neue Überschreitungen von Grenzen der alten Nationalphilologien und die Entstehung neuartiger inter- oder transdisziplinärer Forschungsrichtungen? Wenn das zuträfe: Welche Gegenstände und Problemstellungen wären dann aber -- vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Fachbegriffs -- künftig noch als ,germanistische' (oder ,philologische') zu fassen? Eröffnen, so wäre also zu fragen, möglicherweise gerade die jüngeren, forciert transdisziplinären Fragestellungen innovative Möglichkeiten der konzeptionellen und methodischen Verknüpfung von Literatur- und Sprachwissenschaft, Neugermanistik und Mediävistik? Könnten etwa im Rekurs auf Schlüsselbegriffe wie ,Kultur' und ,Gesellschaft', ,Kommunikation' und ,Kognition' in einer gespaltenen Disziplin neue Brücken geschlagen werden im Sinne einer germanistischen Wende in die Zukunft? Diese Fragen berühren auch die Geschäftsgrundlage der Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, die seit vierzig Jahren eine Einheit des Faches voraussetzt, die hier zur Disposition steht. Wir suchen, aus Anlass des Jubiläums, nach prägnanten Lagebeschreibungen, zugespitzten Einschätzungen und kontroversen Prognosen. Unser Call for Papers möchte eine Kontroverse anzetteln: Die Beiträge müssen kurz und pointiert (maximal 10.000 Zeichen), sie können kritisch und polemisch sein. Dass nicht bloße Meinungen vertreten, sondern Thesen diskutiert werden, versteht sich. Ihre Manuskripte senden Sie bitte bis zum 30.04. 2013 an die Herausgeber Hartmut Bleumer (hbleume@gwdg.de), Rita Franceschini (Rita.Franceschini@unibz.it), Stephan Habscheid (habscheid@germanistik.uni-siegen.de) oder Niels Werber (werber@germanistik.uni-siegen.de). _________________________________________________________________________ H-GERMANISTIK Netzwerk für literaturwissenschaftlichen Wissenstransfer Humanities-Network for German Literature and Philology mail: redaktion@h-germanistik.de www: http://www.h-germanistik.de Beiträge / contributions: http://www.germanistik-im-netz.de/h-germanistik _________________________________________________________________________
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