View the H-Germanistik Discussion Logs by month
View the Prior Message in H-Germanistik's November 2007 logs by: [date] [author] [thread] View the Next Message in H-Germanistik's November 2007 logs by: [date] [author] [thread] Visit the H-Germanistik home page.
Wes Andersons Filme zeichnen sich auf den unterschiedlichsten Ebenen durch wiederkehrende, verwandte und typisierte Merkmale aus. Wohl aus diesem Grund wird der Drehbuchautor und Regisseur Anderson schon nach der Veröffentlichung von einem Kurzfilm und vier abendfüllenden Spielfilmen auch als Autorenfilmer im weiteren Sinne wahrgenommen; als Filmemacher also, der sich durch eine 'eigene Handschrift' auszeichnet und 'individuelle' Filme produziert, die sich von konventionalisierten Produktionen abheben, gleichzeitig und paradoxerweise jedoch als 'typische' Filme des Regisseurs eine Art Kleinstgenre bilden. Besonders die Etablierung eines eigenen Star-Systems aus wiederholt besetzten Haupt- und Nebendarstellern, der spezifische Einsatz von Popmusik, Objektinserts in extremer Aufsicht sowie ein Figurenpersonal aus gescheiterten Genies und abwesenden Vätern werden als typische Textelemente der Filme Andersons entweder begeistert gefeiert oder geringschätzig zur Kenntnis genommen. Als Autorenfilmer wird Anderson von Freund und Feind in Foyer und Feuilleton gleichermaßen erkannt. Angesichts der heiligen Frage jedoch, ob denn der hauptsächlich über seine Stilmittel bestimmte Autorenfilmer Anderson auch etwas zu Erzählen habe, macht sich Unsicherheit breit. Filmkritiker thematisieren gar, dass sie sich überfordert sehen, nach einmaliger Sichtung in Worte zu fassen, was die jeweiligen Erzählungen substantiell ausmacht. Schon eine oberflächliche Analyse, die nicht vor der Zeichenflut der Filme kapituliert, lässt jedoch erkennen, dass dieses Phänomen nun gerade nicht einer beklagenswerten inhaltlichen Leere sondern vielmehr der exzeptionellen Komplexität der Filme und insbesondere der Komplexität ihrer Figurencharakterisierungen geschuldet ist. Ebenso exzeptionell erscheint die Ernsthaftigkeit, mit der sich die als Komödien vermarkteten Filme den für sie charakteristischen Themenkomplexen widmen. So sehen sich die Protagonisten etwa von Krankheit, beruflichem Scheitern, zerbrochenen Familien und Entwicklungsstörungen determiniert. Auf einer abstrakteren Ebene machen die Filme gleichzeitig Aussagen über Fiktionalisierungsvorgänge und den eigenen Status als Erzählung und künstlerischer Text, indem sie ein System aus intertextuellen und intermedialen Bezügen etablieren. Neben Einzelanalysen zu den Filmen -Bottle Rocket (US 1994) [vergeben] -Bottle Rocket (dt: Durchgeknallt; US 1996) [vergeben] -Rushmore (US 1998) -The Royal Tenenbaums (US 2001) -The Life Aquatic with Steve Zissou (dt: Die Tiefseetaucher; US 2004) -Hotel Chevalier & The Darjeeling Limited (US 2007 [D 2008]) sind beispielsweise Beiträge zu folgenden Themenkomplexen denkbar: -Selbstreflexivität und Selbstreferenzialität -Intertextualität und Intermedialität / Poetologie / Erzählverfahren -Production Design / Filmarchitektur -Funktionalisierung von Popmusik [vergeben] -Familien- und Personenkonzepte -Karriere- und Lebensentwürfe -Wes Andersons Arbeiten als Regisseur von Werbefilmen -Auteur vs. Postmoderne vs. Genrekino Exposés per e-mail (max. 2500 Zeichen) werden bis zum 01.12.2007 erbeten. Die gesammelten Beiträge werden als Aufsatzsammlung veröffentlicht. Christian Vittrup, M.A. Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Leibnizstr. 8 24118 Kiel 0431/880-3415 cvittrup@web.de __________________________________________________________ H-GERMANISTIK Netzwerk für literaturwissenschaftlichen Wissenstransfer Humanities-Network for German Literature and Philology mail: redaktion@h-germanistik.de www: http://www.h-germanistik.de Beiträge/contributions: h-germanistik@h-net.msu.edu ___________________________________________________________
|